Künstlerin - Bildhauerin

so wie es aus der maschine heraus kommt, so bleibt es in alle ewigkeit. so wird es ewig bleiben .

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so wie es aus der maschine heraus kommt, so bleibt es in alle ewigkeit. so wird es ewig bleiben . 〰️

„Liebesgedicht an eine Maschine“, 2019 / Beton, Stahl / 210cmx140cmx75cm

Die Arbeit basiert auf drei eigenen Texten, die ich 2015 auf meiner Schreibmaschine schrieb. Das Projekt entstand im Rahmen eines sechs monatigen Arbeitstipendiums der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt. Die folgenden Texte finden sich auf den Reliefs wieder.

Liebesgedicht an eine Maschine

ich kann nicht mehr zeichnen.

es ist mir abhanden gekommen.

ich kann den stift nicht mehr halten.

von führung ist gar keine rede mehr.

ich krakele wie eine dreijährige.

wenn du jeden tag hingehst, kommt das schon wieder.

aber was mache ich, wenn das nicht wieder kommt?

dann kann ich einpacken.

ich hänge meinen beruf an den nagel.

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aber man sieht ja was passiert, wenn ich aufhöre -

ich trockne aus!

dann musst du mehr trinken.

zum glück wird keine antwort kommen.

ich bin so daran gewöhnt, dass nichts kommt.

es ist auch die frage, wovon du leben willst.

vielleicht werde ich müllfahrer - oder putzfrau,

aber dafür habe ich zu trockene hände.

im winter reißen meine hände schmerzhaft ein.

sie bekommen einen braunen, rauhen pelz.

klingt ekelhaft! die leute wollen sauberkeit!

bitte nicht noch mehr dreck produzieren!

deswegen liebe ich das weiße papier.

es ist so gegensätzlich zu mir.

ich bin übervoll und das papier ist leer.

wenn ich es vollkrakele, ist es voll und ich bin leer.

aber das ist doch schön!

naja, es liegt im auge des betrachters.

ich habe probleme mit der perspektive und mit hintergründen.

hintergründe muss man vorher wissen und ich weiss nichts vorher.

das ist ein problem.

ich lasse sie einfach weg.

genau wie die perspektive.

es wirkt alles so platt!

dir fehlen vielleicht die eindrücke, könnte doch sein.

möglich, dass ich noch dahinter komme.

deshalb sage ich immer: ich bin eine bildhauerin.

„ist das eigentlich einen lüge?“

naja, ich flunkere ein bißchen.

ich kann ja schlecht sagen:

ich bin eine verhinderte müllfahrerin.

das wäre doch lächerlich.

bei bildhauerin habe ich alle inklusive:

meine freiheit,

die rauhen hände

und einen großen raum in dem sich der müll stapelt.

wirklich ein glück, daß du einen großen raum für dich hast!

ach ja, und die hintergründe und die perspektive erledigen sich von selbst.

das ist gut! das ist sogar spitze!

jetzt brauchst du deinen müll nur noch zu gold machen!

so wie es aus der maschine heraus kommt

so bleibt es in alle ewigkeit

so wird es ewig bleiben

meine maschine ist mir heilig.

sie sagt mir, wen ich vermisse.

ich selbst kann das manchmal gar nicht so genau sagen.

sie kann es und spricht es einfach aus.

ohne meine maschine wäre ich aufgeschmissen.

ich hüte sie wie meinen augapfel.

mein denkmaschinchen, schönstes!

sie könnte sogar ein herz reparieren,

wenn sie das wollte.

ich hoffe sie repariert es auch,

sonst müsste ich so herzlos weiterleben!

schattengrau wäre das -

zombimäßig -

schattengrau!

ich vermisse dich!

das hat sie mir aufgeschrieben, wie schön!

klingt als ob mein herz funktioniert, toll!

aber die antwort macht mir zu schaffen

es will keine kommen.

ohne antwort komme ich mir so luftig vor.

ich verschwinde allmählich.

in alle winde verteile ich mich.

ohne gewicht kann ich aber nicht auf dem boden bleiben,

wie ein luftballon der in den himmel steigt.

die kinder weinen dann dicke, runde kullertränen.

du bemerkst das gar nicht-

aus den augen aus dem sinn.

sie hat sich und ihre probleme selbst abgeschafft,

hat sich in ihren verantwortungsranzen übergeben.

siehst du, vieles erledigt sich von ganz alleine.

so eine art peristaltik der gefühle.

schön ist das, wenn was von ganz alleine geht.